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Dr. med. univ. Reinhard Kaliwoda, MRM - Logo

Rekonstruktion mit Eigengewebe

Zunehmend wird aus den unterschiedlichsten Gründen die Implantation von Fremdgewebe oder Kunststoff in den Körper abgelehnt. Der Wunsch nach einer Brustrekonstruktion mit körpereigenem Gewebe wird von immer mehr Frauen ausgesprochen. Die Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Rekonstruktion mit Eigengewebe hat in den letzten Jahren einen enormen Fortschritt erfahren. Mit Hilfe der Mikrochirurgie (Verwendung eines Operationsmikroskops) ist es möglich gefäßversorgtes Gewebe von einem Ort (Spenderregion) zu einem anderen Ort (Empfängerregion) im Körper zu transplantieren.

Bis vor einigen Jahren wurde noch die Rekonstruktion mit gestielten Muskel-Fettlappen bevorzugt. Dabei wurde entweder der große Rückenmuskel („Latissimuslappen") oder einer der geraden Bauchmuskel („TRAM-Lappen) gemeinsam mit einer Hautinsel transplantiert. Da die Entnahme von Gewebe an diesen Körperstellen oft Einschränkungen (Hebedefekt) wie Bauchwandbrüche oder Muskelschwächung mit Bewegungseinschränkung verursacht, sind diese Operationstechniken zur zweiten Wahl geworden. Vielmehr bevorzugt die Rekonstruktive Chirurgie heute den freien Gewebetransfer von „Haut-Fett-Lappen" oder „Haut-Fett-Muskel-Lappen".

Der Vorteil dieser Lappen liegt darin, dass sie an der Entnahmestelle nur zu geringen Komplikationen führen und ein sehr natürliches Gewebe für den Brustaufbau bieten. Dabei wird gefäßversorgtes Gewebe vom Unterbauch, Oberschenkel oder Gesäß transplantiert. Die Rekonstruktion kann als Sofortrekonstruktion, also zeitgleich mit der Brustentfernung erfolgen oder aber auch als Spätrekonstruktion in einem zweiten Schritt. In den meisten Fällen wird aber, nicht zuletzt wegen der langen Operationszeit (5 - 7 Stunden), die Rekonstruktion in einem zweiten Operationsschritt durchgeführt.

Die häufigsten Spenderregionen stellen folgende Körperregionen dar:

Unterbauch

„DIEP-Lappen" (Deep-Inferior-Epigastric-Perforater Flap)
Bei dieser OP-Technik wird der Unterbauch vom Nabel bis zur Bauchumschlagsfalte transplantiert und dann anschließend der Bauch gestrafft. Der DIEP-Lappen ist der am häufigsten durchgeführte Gewebetransfer für die Brustrekonstruktion und die Methode der ersten Wahl. Die Hebestelle ist dabei unauffällig, und das Gewebe des Unterbauches ist ähnlich dem Brustgewebe. Ein sehr natürliches und ästhetisch ansprechendes Erscheinungsbild der wiederhergestellten Brust ist mit diesem Lappen zu erreichen.

Oberschenkel

„TMG-Lappen" (Transvers-Musculocutaneous-Gracilis Flap)
Hierbei wird eine horizontale Hautinsel gemeinsam mit einem Muskel von der Oberschenkelinnenseite entnommen. Die Funktion dieses Muskels wird automatisch von anderen Muskeln am Oberschenkel ersetzt. Diese Operationsmethode ist vor allem bei sehr schlanken Patientinnen oder bei bestehenden Voroperationen am Unterbauch eine sehr gute Alternative zum DIEP-Lappen. Das dabei transferierte Volumen ist kleiner als beim DIEP-Lappen, kann aber falls nötig postoperativ mittels Lipofilling (Eigenfetttransfer) problemlos angepasst werden.

Gesäß

„SGAP-Lappen" (Superior-Gluteus-Arteria-Perforator Flap)
Im oberen Anteil vom Gesäß wird gefäßversorgt ein spitzovaler Hautlappen zum Transfer entnommen. Vom Volumen her entspricht dieser „Lappen" im Wesentlichen dem „DIEP-Lappen", ist vom Gewebe her aber kompakter und dadurch etwas schlechter formbar.

Ab drei Monate nach einer erfolgten Brustrekonstruktion können in einem weiteren Schritt die Brustwarze und der Warzenhof wiederhergestellt werden. Für die Rekonstruktion des Warzenhofes und der Brustwarze stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. So kann ein Teil des Warzenhofes und der Brustwarze von der gesunden Seite als Hauttransplantat verpflanzt werden. Weiters können lokale Lappenplastiken oder ein Hauttransplantat zur Anwendung kommen.

Die Operationsdauer bei der Rekonstruktion mit Eigengewebe beträgt aufgrund der intensiven Präparation und des Einnähens des Gewebelappens zwischen fünf und sieben Stunden. Der Krankenhausaufenthalt liegt bei zirka zwei Wochen, wobei in den ersten fünf Tagen Bettruhe eingehalten werden muss. Die Vorteile dieser Rekonstruktion sind unbestritten ein besseres und natürlicheres Körperempfinden durch das körpereigene Gewebe als durch Fremdgewebe. Auch kann die Form der Brust der zweiten Seite besser und stimmiger angepasst werden. Das Ergebnis ist langfristig und ohne Spätkomplikationen. Zudem klagen die Patientinnen seltener über postoperative Schmerzen.

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